Nicht ernst genommen
Armut ein Problem
Als arm gilt in Deutschland, wer über so wenig Einkommen verfügt, dass es nicht möglich ist, den minimalen Lebensstandard zu haben, der in unserer Gesellschaft als selbstverständlich bzw. normal gilt. Dies sind nach wissenschaftlicher Definition 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung. Vor allem auch mit Blick auf ihre sozio-kulturelle Teilhabe erleben arme Menschen in Deutschland nachweislich deutliche Einschränkungen.
Kleiner Blick in die Statistik:
In Deutschland gelten 2,88 Mio. Kinder unter 18 Jahren, sowie 1,55 Mio. junge Erwachsene (Alter 18-25) als armutsgefährdet. Junge Erwachsene haben dabei das höchste Armutsrisiko – jeder Vierte ist betroffen. Für gut jedes fünfte Kind unter 18 Jahren gilt das im Saarland! Im Saarland sind zudem 13,3 Prozent der Familien mit zwei Kindern und sogar 29,2 Prozent der Mehrkindfamilien und fast jede/r zweite Alleinerziehende armutsgefährdet.
Kinder- und Jugendarmut ist in der Regel
Familienarmut und muss daher im Zusammenhang mit der Situation der Familie betrachtet werden.
Wir beziehen uns in den Ausführungen auf die Forschungen der Bertelsmann-Stiftung zur Kinder- und Jugendarmut aus dem Jahr 2023.
Fakt ist: Ein signifikanter Anteil an Armutsgefährdung bedeutet eine
geringere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben:
- Weniger mobil
- weniger aktiv im Vereinsleben
- weniger Teilhabe am digitalen Leben
- weniger Möglichkeiten, Freundschaften zu pflegen
- Finanzielle Einschnitte auf allen Feldern des Lebens runden das Bild ab
- Scham und psychogene Belastung sollen nicht unerwähnt bleiben
Die Armutsgefährdung für Familien zeigt auch: Nicht jede Familie ist von Armut betroffen, aber jede Familie hat eine größere Last im Leben zu tragen als kinderlose Lebensgemeinschaften im vergleichbaren gesellschaftlichen Rahmen.
=> Familienarmut ist
nicht nur eine persönliche Problematik, erwachsen doch aus den Kindern die Leistungsträger der Zukunft mit ihrer künftig standardbestimmenden ethischen und moralischen Haltung. Der Wert der Bildung – nicht allein im Sinne beruflicher Voraussetzungen – für eine positive wirtschaftliche Zukunft wird durch Armut massiv beeinträchtigt. Die Abhängigkeit vom sozialen Status des Elternhauses hat die PISA-Studie für Deutschland mehrfach aufgezeigt.